Freitag, 8. April 2011

Die 9. OP an der Blase

Es ist Freitag, die Anmeldung im Krankenhaus ist recht schnell über die Bühne gegangen. Eine nette AIP 'lerin  untersuchte meinen Körper. Die Einweisung, in das Ultraschall, an die Ärztin lies mich völlig kalt. Ich machte meine kleinen Scherze, um die Situation aufzulockern. Was zur Folge hatte, das neben meiner Blase und den Nieren auch weitere am Bauch befindlichen Aorta durch das Ultraschall gejagt worden sind, welches die Ärztin sichtlich glücklich stimmte. Die nette junge Ärztin gefiel mir. Als zweite Amtshandlung durfte, die Göttin in Weiß, mir noch Blut abnehmen. Sie arbeitete ohne Schmetterling, was immer das auch zu bedeuten hatte. Mit einem Lächeln bedankte ich mich bei der jungen Ärztin, und machte mich auf den Weg zum Narkosearzt. Wird es ein Junge oder ein Mädchen dachte ich mir beim ansehen dieses Bildes, welches ich zwischen Narkosearzt und Urologie, schnell abfotografierte. Mittwoch 06:00 Uhr die Nacht war viel zu kurz. Seit 6 Stunden nichts mehr zu mir genommen, aber einiges Abgegeben. Schweißgebadet erwachte ich aus meinen Träumen. 06:20 Uhr der vierte Wecker erklang in meinen Ohren. Ich kramte meine letzten Dinge zusammen, duschte und ging zum Bus. Das ich meine Sporthose vergessen hatte, merkte ich erst in der Klinik. Das meine Brille noch beim Optiker lag wusste ich ja schon länger. Nachdem der Krankenpfleger mir die Flüssigkeit für die Fluoreszenzphotodetektion per Blasenkatheter zuführte, entfernte ich meinen Kontaktlinsen. Blind griff ich nach der Tablette, welche ich mir in Reichweite auf dem Nachttisch platziert hatte, und sinke ins Krankenhausbett. Verschwommen nahm ich die Flurbeleuchtung war, welche über mir in immer kürzer werdenden Abständen aufblitzte. Verschwommen war mein ganze Welt, aufgrund der fehlenden Sehstärke, konnte ich nur erahnen was sich um mich herum tat. Mit einem freundlichen „ Sie werden gleich abgeholt“ verschwand die Gestalt im verschwommenen hellen Gewand. Da stehe ich in der Warteschlange zum OP, und die Welt dreht sich um mich herum. Beinahe splitterfasernackt, nur mit einem Handtuch im Genitalbereich, werde ich auf den Stuhl geschnallt. Rechter Arm Puls und Blutdruck, linker Arm, Christo der Verpackungskünstler der versuchte einen Zugang zur Vene zu legen. Hier sind anscheinend nur Ärzte im Praktikum dachte ich, als eine Sauerstoffmaske mein Blick versperrte. Die erste Stufe der Narkose schoss in die Adern meiner linken Hand. Das warme, brennen des zweiten Narkosemittels im Unterarm ließ mich aus der Realität verschwinden. Was geschieht in solchen Situationen, wenn man willenlos, wildfremden Menschen, wie ein Stück Fleisch ausgeliefert ist. Ich zählte vor dem einsetzen der Narkose mindestens 4 Personen im Raum, aber konnte unter diesen noch keinen Arzt ausmachen. Ich stelle mir die Situation gerade wie bei meinem Hausarzt vor, zwei Untersuchungsräume und der Doc springt immer von U1 nach U2 . Nur hier darf der Arzt von OP1 zu OP2 und direkt weiter nach OP3 springen, sozusagen OP am Fließband. Für einen kurzen Augenblick nehme ich verschwommen, und von der Narkose benommen, meine Umwelt wahr. Ich liege im Aufwachraum mit ca. 6 weiteren von der Narkose benommenen Körpern. Ein stumpfer Schlag gegen das Bettgestell öffnete erneut meine Augen, ich bin zurück im Zimmer, ich sacke wieder ins Narkoseland. Der Krankenpfleger füllt das Mitomycin über den Blasenkatheter in die Harnblase. Nach gefühlten 30 Minuten wache ich erneut auf, mein Umfeld ist klar, ich kann wieder scharf sehen, ich hatte mir meine Kontaktlinsen ohne Bewusstsein eingesetzt. Die Nacht von Mittwoch auf Donnerstag war lang. Auf die Frage wer ein Schlafmittel haben möchte antwortete ich mit einem lautem „Jupp“. Das Placebo hätte ich mir auch in den Arsch stecken können, genau so wie das Placebo gegen Blasenkrämpfe. Ich hätte direkt ein Metamizol Wirkstoff anfordern sollen. 00:58 Uhr ich hole mein Handy aus der Schublade und schalte 1Live an, 02:08 Uhr misst Domian verpennt. Meine wiederholten Toilettengänge um 03:15 Uhr, 04:32 Uhr, 05:45 Uhr und 06:48 Uhr wurden erst wieder um 07:25 Uhr durch die Visite unterbrochen. Der Blasenkatheter bereitet unheimliche Schmerzen, soll aber noch heute gezogen werden. Endlich die Schwester bringt das Frühstück ans Bett. Das Tablette mit einem Brötchen, Graubrot, Käse, Wurst, Quarkspeise und Marmelade bereitete ich zum Verzehr vor mir aus. Den Kaffee verfeinerte ich mir mit Milch und Zucker und genoss den ersten Schluck, als der Krankenpfleger auf mich zu rannte. Mal eben den Blasenkatheter ziehen? Schallte aus einem freundlichen Krankenpfleger. Da ich ja immer noch nichts für Untenrum mit hatte, als die drei Boxershorts, legte ich mich zum ziehen des Blasenkatheter aufs Bett. Blasenkatheter werden über die Harnröhre in die Blase eingebracht. Man unterscheidet in Einmal- und Dauerkatheter (auch Verweilkatheter genannt). Dauerkatheter sind durch einen an der Spitze angebrachten Ballon selbsthaltend. Es ist seltsam zu beschreiben, wie es sich anfühlt, wenn dieser Ballon seinen Inhalt verliert. Es ist erleichternd soviel sei gesagt. Mit einem sanftem Ziehen, und einem kurzen Zucken meinerseits, legte der Krankenpfleger die Versuche nieder, und holte Verstärkung. Die nächste Krankenschwester sollte das Problem lösen, und holte, ohne viel Worte zu verlieren, mit einem kräftigem ziehen den Blasenkatheter aus mir heraus. Ich wollte noch kräftig Husten, um den Schmerz abzulenken, als dieser schon einsetzte. Die kleine freundliche Polin, mit dem Katheter in der einen Hand, und einer Spritze in der anderen Hand, lächelte mich an. Ich sackte in das Bett und erholte mich von dieser Schmerzsekunde. Nun konnte ich mich endlich meinem lang ersehnten Frühstück widmen. Den Donnerstag verbrachte ich mit Lesen und Schlafen bis zum Mittagessen, und wiederum Schlafen und Lesen bis zum Abendessen. Diese Phase wurde kurz vor 19 Uhr von der Visite unterbrochen, welche jedoch mit guten Nachrichten ins Zimmer stürmte. Freitag dürfen Sie nach Hause, zauberte mir eine sofortiges Lächeln auf die Lippen. Mit 5 € im Geldbeutel, beschränkten sich meine Möglichkeiten nach Hause zu kommen rapide. Telefonieren funktionierte zur Zeit auch nur einseitig, was meine Möglichkeiten noch ein wenig weiter einschränkte. Wie sollte ich nach Hause kommen, mit der Windel unter der Jeans und der Hoffnung trocken zu bleiben. Doch auch für diese Lösung gab es ein Problem. Zu Hause angekommen schleuderte ich erst mal alle Sachen in den Flur, und mich postwendend auf mein Sofa.